Das Durcharbeiten
- Gestaltungsarbeit, Jagd & Selbstexploration
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1998 kommt mein drittes großes Lebensthema
(siehe Vita), die bildnerische Gestaltung,
in den Vordergrund meiner Aktivitäten.
Dies wird verstärkt durch die Möglichkeit,
meine Jagdpassion auszuleben.
- Beides, Passion und Gestaltung, durchdringen,
beeinflussen und steigern sich gegenseitig.
Sie führen aus abgeschlossen geglaubten
Tiefen während der bildhauerischen Arbeit
an der Ur-Ahn-Jagd einen erneuten "Schub" an
Selbsterfahrung (die mit der Psyschotherapieausbildung
begonnen hatte) herauf. Dies wird mir erst
beim Abschluss der Gesamtarbeit
bewusst.
Diese späte Erkenntnis bezieht sich,
zu meiner großen Überraschung,
auf den Inhalt - besser gesagt auf den Gehalt
- von "Ragnarök".
Ragnarök
Aus
dem mittleren der drei Stammsegmente hatte
ich ja bereits 1998/99 "Ragnarök" herausgearbeitet.
Scheinbar unbewußt hatte
ich einen Stoff aus den nordischen Göttermythen,
niedergeschrieben in der isländischen
Lieder-Edda, ausgewählt. Es ist aber
auch ein eigenes zentrales Lebensthema,
wie sich jetzt
zeigte. - Der letzte Vers der zitierten Strophe
birgt die entscheidende Aussage.
Foto: Jo Essig / Wiesbaden
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Die
Strophe aus der "Völuspá",
der Vision der Seherin, die ich als Thema
wählte, möchte ich zitieren:
Der starke
Sohn
Siegvaters kommt,
Widar, zum Kampf
mit dem Waltiere:
es stößt seine Hand
den Stahl ins Herz
dem Riesensohn;
so rächt er den Vater.
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Foto:
Ch. Adams / Mainz |
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Als sich die bildhauerische Arbeit an
der
Ur-Ahn-Jagd dem
Abschluß näherte,
wurde mir also bewußt, daß ich
auch mein vor Jahren in der Selbstexploration
unerledigt
gebliebenes
"Ragnarök",
meine eigene
"Götterdämmerung",
erneut bearbeitet hatte:
Die frühkindlichen Erinnerungen an die
durchlebten, unbegreiflichen Kriegsereignisse,
besonders die Erinnerungsspuren der Bombardierungen
der Heimatstadt - Hannover. - Obgleich es Inhalt
und Dynamik von "
Ragnarök" waren,
wurde es erst 2002 bei Abschluss der
Ur-Ahn-Jagd bewußt.
Foto:
Jo Essig / Wiesbaden
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Über die jagddurchdrungene
Bildhauerei war ich also bis in den
vorsprachlichen intrapsychischen
Bereich vorgedrungen - es durchwirkten
sich bildhauerische Gestaltungsarbeit
und die als Erschütterung erlebte
Selbstexploration gegenseitig - ich
nenne es:
"Das
Durcharbeiten, mit sich gegenseitig
steigernden Energien"
Wir haben hier einen Hauptgedanken,
vielleicht sogar den wichtigsten
Impuls, weswegen diese Homepage überhaupt
geschrieben wurde:
Die Beleuchtung
des "Inneren
Daimon". Es ist die
Urgewalt, die von Beginn des Lebens
an in uns wirkt, die wie Magma auch derartige
Traumata, wie oben beschrieben, einschmelzen
und umgestalten kann - und aus der schließlich
auch Lebenswille und Gestaltungsenergie
hervorquellen.
Von hier kommt wohl auch bei mir der
Impetus, der "innere Auftrag" sozusagen,
beispielsweise eine Skulptur zu gestalten.
Deshalb möchte ich hier eine
Ahnung davon vermitteln, welche
in
meinem
Unbewussten waltenden Kräfte – Fantasien,
Impulse, Archetypen… es
sind, die in den Gestaltungsprozess
einfließen.
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