Zum Schluss will ich versuchen, zusammenzufassen,
was mich bewegte, diese Skulpturen zu schaffen
- und wie diese Figuren von Anfang an auf
mich selbst zurückwirkten – und
noch wirken. Das Wort „Selbst“ sagt,
dass diese Wechselwirkung von Gestalter und
Gestaltung von innen nach außen und
umgekehrt, und immer so weiter, geht, und
den inneren Kern des Selbst ergreift. Wobei
mit „innen“ die Seele
in ihrer Gesamtheit, bis in das kollektive
Unbewusste,
gemeint ist. Mit „außen“ ist
nicht nur die Skulptur und ihre Position
in Wald und Jagdrevier gemeint. Gemeint ist
unter anderem auch die Wirkung von Lascaux
2 und
deren Anmutung auf den Betrachter.
Nach dem zuletzt Gesagten, meine ich nun,
eine Anschauung davon mitteilen zu können,
wie ich durch Selbstexploration,
eigenen „Jagdzauber",
Lektüre über
die Steinzeithöhlen und über den
bildhauerischen Prozess darauf vorbereitet
wurde, in mich weiter abzutauchen, und tiefer
zu blicken.
Und so, innerlich vorbereitet – „weich
geknetet“ sozusagen – konnte
die Urzeitmystik der Höhle so auf mich
wirken, dass eigene archetypische Bilder
damit in Resonanz kamen. So wurde mir, wie
bereits gesagt, jetzt erst bei
Abschluss der Ur-Ahn-Jagd bewusst,
dass ich in "Ragnarök" auch
ein eigenes großes
Thema mitbearbeitet hatte.
Die lange Laufzeit dieses unbewusst ablaufenden
Geschehens nehme ich
als deutlichen Hinweis darauf, wie wirkmächtig
das Unbewusste am gestalterischen Prozess
ist. - Umgekehrt wirkte die entstehende Struktur
und wirkt schließlich die fertige Skulptur
auf mich, den Gestalter, in gleichem
Sinne zurück. Und wieder möchte ich diese
subjektiv-objektive Wechselwirkung in das
physikalische Bild der Selbstinduktion fassen.
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Auch Rainer Maria
Rilke scheint in seinem Gedicht „Archaischer
Torso Apollos" das Erlebnis
einer tiefgreifenden Korrespondenz
zwischen Betrachter und Objekt zu
schildern. Er beschreibt hier so
etwas wie eine "Vision des gegenseitigen
Wahrnehmens von Kunstwerk und Schauendem".
– Es
endet damit, dass der Betrachter
sein Leben ändern muss, was
wohl bedeutet, von etwas Metaphysischem
ergriffen worden zu sein.
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Ob auch etwas von der numinosen Energie
der Cro-Magnon-Schamanen in der Jagdgruppe
wirkt
- und die Kraft der Asen in "Ragnarök"?
- Ich selbst meine, etwas in der Art erlebt
zu
haben.
Ich
habe versucht, etwas Unsägliches
zu sagen – die Dynamik einer Bildhauerarbeit.
Wäre
ich Skalde, ich würde
es in Runen raunen wollen.
Volker Hartmann